„Indissolubilis“ … unauflöslich seit 1769

Andreasloge „Indissolubilis“ zu Berlin
Matrikel Nr. 1 · gestiftet 1769 

Der Grundstein

Einen Stein
Senken hier zu festem Grunde
Männer von geweihtem Bunde
In der Erde Schoß hinein.
Und der Stein hat viel zu sagen;
Einen Tempel soll er tragen,
Wo sich Menschen menschlich freu’n
Und, erleuchtet von der Klarheit
Ew’ger Liebe, nicht zum Schein,
Nein, im Geist und in der Wahrheit
Sich der Tugend weih’n. 

Wenn die Hallen
Dieses Tempels einst zerfallen,
Und von Allen,
Groß und klein,
Die wir auf der Erde wallen,
Weiter nichts wird übrig sein,
Als vermodertes Gebein:
Dann soll noch die Nachwelt lesen,
Wer die Männer sind gewesen,
Deren kräftiger Verein
Für das Große, Schön’ und Gute
Fester stand als dieser Stein,
Wo der Tempel ruhte. 

Was wir bauen,
Wird gedeih’n;
Was wir bauen,
Wird gedeih’n;
Unsre Enkel mögen’s schauen,
Und lebendiges Vertrauen
Flöß’ es ihnen ein!
Eben, blank und rein,
Nach dem Winkelmaß behauen,
Trage denn, o Stein,
Trage dieses Tempels Säulen,
Daß sie fest in Stürmen weilen,
Bis zum ew’gen Morgenschein!


Geschichte

Die Stiftungsurkunde der Andreasloge „Indissolubilis“ (1820)

Die Stiftung unserer Andreasloge „Indissolubilis“ fiel in eine relative Frühzeit der Freimaurerei, die es zum damaligen Zeitpunkt in Deutschland erst seit wenigen Jahrzehnten überhaupt gab. Manches, wie z.B., dass die Stiftung der Loge nicht in einem Logenhaus und einem besonderen Tempelraum, sondern schlicht in der Wohnung des Logengründers Br. von Zinnendorf erfolgte, wirkt aus heutiger Sicht befremdlich, war aber zur damaligen Zeit eher die Regel.

Ebenso verhielt es sich auch mit der Ausfertigung einer Stiftungsurkunde – in späterer Zeit denknotwendiger Teil bei der Errichtung einer Loge – 1769 dachte niemand daran. Erst im Jahre 1820 wurde beschlossen, die Stiftung des Jahres 1769 nachträglich auch urkundlich zu legitimieren. Dazu ließ der damalige Wortführende Meister, Br. Friedrich Becherer (der zugleich Ordens+Meister des zwischenzeitlich 1776 mit Errichtung des Großen Ordenskapitels „Indissolubilis“ gestifteten Freimaurerordens war) eine Urkunde in deutscher, französischer und lateinischer Sprache verfassen und durch die zwischenzeitlich 1770 gestiftete Große Landesloge genehmigen.

Die Urkunde ging in den Wirren der NS-Zeit und des Zweiten Weltkriegs verloren und wurde erst im Jahr 2016 im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin wiederentdeckt. Dorthin war sie offenbar aus Beständen des DDR-Staatsarchivs gelangt, nachdem sie -zusammen mit anderem freimaurerischem Archivmaterial- von sowjetischen Truppen in die UdSSR gebracht worden war. Zum 250. Stiftungsfest 2019 wurde in aufwendiger Handarbeit eine Reproduktion der Originalurkunde für das Archiv unserer Andreasloge sowie die rituelle Nutzung angefertigt.

Die neue Zeit

In den späten 1980er und frühen 1990er-Jahren hielt das digitale Zeitalter Einzug in die AL „Indissolubilis“: Erstmals werden Mitgliederlisten und Schriftverkehr neben der klassischen Papierform auch elektronisch geführt – eine Entwicklung, die bis heute anhält und noch nicht abgeschlossen sein dürfte. Eine erste Website wurde Anfang der 2000er Jahre online gestellt, seit 2022 wird mit der „AL-Cloud“ eine Plattform betrieben, auf der den BBr. in digitaler Form umfassendes Material zu den Andreasgraden du der AL digital zur Verfügung gestellt wird.

Im Jahr 2013 wurde ein Partnerschaftsvertrag zwischen der Schwedischen Andreasloge „Nordiska Cirkeln“ in Stockholm und unserer Andreasloge „Indissolubilis“ unterzeichnet, um auch auf der Ebene der Andreaslogen die enge Verbundenheit zwischen dem Schwedischen und dem Zinnerndorf´schen System zu festigen und Kontakte der Brüder zu ermöglichen. Jährliche gegenseitige Besuche festigen die Weltbruderkette und sind inzwischen fester Bestandteil des Logenlebens.

Im Jahr 2019 wurde das 250. Stiftungsfest gefeiert – unter besonderen Umständen, die einmal mehr Symbolik und Realität sehr eng zusammenführten: Bedingt durch den zwischen 2018 und 2022 durchgeführten Umbau des Ordenshauses konnte das Stiftungsfest nicht in unserer „Stillen Halle“ stattfinden. Mit großen Aufwand wurden daher sämtliche eingelagerten Ritualgegenstände für den IV./V. Grad in das Logenhaus Emser Straße gebracht (was ein wenig daran erinnert, dass die „Moebeln“ der Andreasloge schon in den 1770er Jahren zwischen der Wohnung Br. Zinnendorfs und Br. Castillons hin- und her transportiert werden mussten) und dort provisorisch eine „Stille Halle“ errichtet. Die Gastfreundschaft der BBr. der Großen Loge Royal York zur Freundschaft“, die uns diese Arbeit (und auch andere nicht-rituelle Veranstaltungen während der Umbauzeit) unter besonderen Bedingungen ermöglichte, hat das freundschaftliche Band zum Inneren Orient der „Royal York“ weiter gefestigt – das Stiftungsfest wird in Erinnerung bleiben.

Unter abermals erschwerten Bedingungen (es war die Zeit der Corona-Pandemie) waren im Zuge des Umbaus auch die Tempelräume für den IV./V. und VI. Grad neu zu planen und aufzubauen. Dies wäre in der jetzigen Form nicht möglich gewesen ohne die zahlreichen großzügigen Spenden aus dem Kreis der Andreasbrüder – womit sich abermals ein Teil der Geschichte wiederholt, wenn wir an die 60 Thaler „Mietzuschuss“ der Brüder an Br. Zinnendorf im 18. Jahrhundert denken.

Damals wie heute waren und sind Brüder bereit, für „ihre“ Andreasloge und ihre Schottische Freimaurerei zu arbeiten und Opfer zu bringen. Und so tun wir im Kreis der Andreasbrüder seit nunmehr 255 Jahren das, was die Ordenslehre von uns fordert: Das Verfallene wieder aufrichten und den Bau stützen. Da helfen, wo unsere Hilfe notwendig ist und im Verborgenen.

Neubeginn 1945

Unsere AL „Indissolubilis“ wurde am 17.11.1946 wiedererrichtet – erster Wortführender Meister nach zwölf dunklen Jahren war Br. Alfred Schmidt.

Zunächst wurde noch in den wenigen verbliebeben intakten Räumen im Ordenshaus in der Eisenacher Straße gearbeitet und es bestand bei den BBr. die Hoffnung, das Haus zukünftig wiederaufbauen zu können – ganz im Sinne der Lehre der Andreasgrade, das Verfallene wieder aufzurichten und den Bau zu stützen. Diese symbolische Hoffnung sollte sich in der Realität nicht erfüllen, und so bezog unsere AL „Indissolubilis“ 1965 gemeinsam mit der Großen Landesloge und den übrigen Ordensabteilungen des neue Ordenshaus in Berlin-Dahlem. Um den ersten Aufbau und die Ausstattung der Räumlichkeiten für die Andreasgrade haben sich die BBr. Ulrich Gehlhar und Max Wailand verdient gemacht, weitere Verbesserungen erfolgten in den 1980er Jahren unter dem Wortführenden Meister Br. Uwe Hölzel.

Ein glückliches Mysterium der Räume im „neuen“ Ordenshaus in Dahlem ist die Figur des „Schweigenden“. Sie stammt noch aus dem Ordenshaus in der Eisenacher Straße – es ist jedoch historisch unklar, wie und auf welchen Wegen die Figur ihren Weg dorthin gefunden hat.

Die dunkle Zeit
AL Indissolubilis

Wie der gesamte Orden, so bemühte sich auch unsere Andreasloge „Indissolubilis“ mit dem Heraufziehen der „dunklen Zeit“, dem zunehmenden Druck des NS-Regimes durch eine gewisse Anpassung an den herrschenden Zeitgeist zu begegnen und so fortbestehen zu können – was bekanntlich kläglich misslang.

Die letzten Aufnahmen in die Andreasloge „Indissolubilis“ erfolgten 1935 unter dem Wortführenden Meister Br. Wilhelm Fahrenhorst.

Das Ordenshaus Eisenacher Straße

Im Jahr 1900 wurde gemeinsam mit den Berliner Johannislogen des Ordens und des Großen Ordenskapitels „Indissolubilis“ das neue Ordenshaus in der Eisenacher Straße bezogen. Die Freude über dieses großartige Haus mit zwei prächtigen Tempelräumen für den IV./V. und den VI. Grad währte nur relativ kurz und ließ die in den Andreasgraden so wichtige symbolische Beschäftigung mit dem Kampf gegen die sichtbaren und unsichtbaren Feinde des Ordens, mit Zerstörung und Verfall auf tragische Weise real werden: Bereits nach dem ersten Weltkrieg wegen ihres Eintretens für die Weltbruderkette und damit für eine allgemeine Völkerverständigung von nationalistischen Kräften angegriffen und diffamiert, ging die deutsche Freimaurerei ihrer Selbstauflösung unter dem NS-Regime und der dunklen Zeit entgegen, die letztlich auch – gerade einmal 45 Jahre nach Fertigstellung- das Ende des Ordenshauses Eisenacher Straße herbeiführen sollte.

Das erste „Andreasheft“ der Zirkelkorrespondenz 1877
AL Indissolubilis

Die 1872 begründete Zirkelkorrespondenz der Großen Landesloge war zunächst ein Medium ausschließlich für die Johannislogen des Ordens gewesen. Nachdem der damalige Wortführende Meister unserer AL „Indissolubilis“, Br. Alexis Schmidt, einmalig eine Ausgabe speziell für Andreasmeister publiziert hatte, und diese in der Andreasbruderschaft wohlwollend aufgenommen worden war, wurde 1877 beschlossen, regelmäßig als Teil der Zirkelkorrespondenz spezielle Hefte für Andreasmeister herauszugeben – erste Ausgaben erschienen 1881 und 1884 unter dem Titel „Die St. Andreas-Grade der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland in ausgewählten Vorträgen, Forschungen und Instruktionen“. Diese von unserer AL „Indissolubilis“ begründete Tradition lebt bis heute in den jährlich erscheinenden „Andreasmeisterheften“ der Zirkelkorrespondenz fort.

Die Säkularfeier 1869 und die „neue“ Streitaxt der AL „Indissolubilis“

Aus Anlass des 100. Stiftungsfestes der AL „Indissolubilis“ ließ die Große Landesloge eine prächtige Streitaxt anfertigen und machte diese der AL „Indissolubilis“ zum Geschenk. Dieser besondere Ritualgegenstand befindet sich ungeachtet der Wirren zweier Weltkriege noch immer im Besitz der Loge, und der Wortführende Andreasmeister bedient sich ihrer bis heute bei jeder Tempelarbeit. Sie ist eines der wenigen Relikte aus vergangener Zeit, die sich noch im Besitz unserer Andreasloge befinden – praktisch alle anderen Ritualgegenstände, Bücher, Unterlagen u.ä. aus der Zeit vor 1945 sind bis heute verschollen.

Die Verbindung der drei altpreußischen Schottenlogen 1842

Die Frühzeit der Hochgradsysteme war (auch für die Schotten- bzw. Andreasgrade) geprägt von Misstrauen und Konkurrenz der unterschiedlichen Systeme.

Für die in Berlin arbeitenden Schottenlogen, also die Andreasloge des Freimaurerordens, das Altschottische Direktorium der Großen Nationalmutterloge „Zu den Drei Weltkugeln“ und den Inneren Orient der Großen Loge „Royal York zur Freundschaft“ änderte sich dies im Jahr 1842, nachdem der Ordens+Meister, Br. Henckel von Donnersmarck entsprechende Übereinkünfte mit den anderen Systemen erreicht hatte. Diese brüderliche Offenheit und Verbindung wurde erstmals 1842 im Rahmen der jeweiligen Stiftungsfeste mit gegenseitigen Besuchen zelebriert und besteht seitdem durch gegenseitige Besuche und brüderliche Kontakte bis heute fort.

Die Stiftung der AL „Indissolubilis“ im Jahr 1769

Gründungsmitglieder der Schottenloge „Indissolubilis“ waren am 22. November 1769 die Brüder von Zinnendorf, von Geusau, von Mannstein, Caussid, Fäsch, von Buttlar, von Seel, Cramer, von Borck, von Martinez, von der Goltz, Drefahl und Labadie, die sich zu diesem Zweck im Haus von Zinnendorfs versammelt hatten, um eine Andreasloge in Berlin auf die vorgeschriebene Weise gesetzmäßig zu errichten – das Protokoll der Zusammenkunft hielt fest:

„Nachdem der Bruder Johann Wilhelm von Zinnendorf vermöge seiner vollkommenen Einsichten in der K.K. und in Kraft der ihm bewohnenden Freiheiten und Gerechtsame die Andreasloge der Ordnung nach gestiftet und eröffnet hatte, so wurde ihm von den namentlich aufgeführten Brüdern Glück gewünscht.“

Der Hochleuchtende Großmeister ernannte hierauf den Bruder Lewin von Geusau zum Ersten und den Bruder Ernst Johann v. Mannstein zum Zweiten Aufseher. Die übrigen Beamtenstellen wurden mit Br. Caussid als Schatzmeister, Br. Peter Faesch als Zeremonienmeister, Br. Julius Treusch von Buttlar als Sekretär sowie Br. Johann Wilhelm von Seel als Redner besetzt. Die Stifter der Andreasloge waren zur Hälfte höhere Offiziere. Eine Anzahl von ihnen war aus der Loge „Zum Diamant“ hervorgegangen, die BBr. Caussid, Cramer, Faesch und Drefahl waren mit Br. von Zinnendorf und Br. Baumann an der Stiftung der „Goldenen Schlüssel“ beteiligt, fünf gehörten zu den Stiftern der Johannisloge „Minerva“ in Berlin.

Eine erste allgemeine Versammlung der Schottischen Brüder der „Indissolubilis“ fand am 22. November 1769 in Berlin statt. Ein Dokument über diese Zusammenkunft aus dem Jahr 1770, unterzeichnet mit „Capitaine Marconnay, Secretaire“ trägt bereits das Logensiegel der „Indissolubilis“ in der noch heute gebräuchlichen Form.

Am Stiftungstag wurde festgesetzt, dass fortan am 30. November das Andreasfest als Stiftungsfest der Loge gefeiert werden solle.

Aus heutiger Sicht erscheint es zunächst etwas befremdlich, dass nicht nur die Stiftung, sondern in den folgenden Jahren auch sämtliche Tempelarbeiten unserer Andreasloge nicht in einem eigens dafür vorgesehen Logenhaus stattfanden – in dieser Frühzeit der Freimaurerei war das aber durchaus die Regel. Wie wir uns die räumliche und rituelle Ausstattung der Arbeiten in diesen ersten Jahren (historische Aufzeichnungen berichten von insgesamt 26 Arbeiten in den Jahren 1776 bis 1782) vorzustellen haben, verliert sich im Dunkel der Geschichte. Es wird lediglich berichtet, dass Br. Zinnendorf „seine Zimmer zu den Versammlungen, auch der Verwahrung der Moebeln der Schottischen Andreasloge hergab“ und dass dazu drei Zimmer seiner Wohnung genutzt wurden. Auf Beschluss der Brüder beteiligten diese sich zum Dank dafür mit einem Beitrag von 60 Thalern an der Miete für die Wohnung Br. Zinnendorfs. Einige Arbeiten fanden aber auch in der Wohnung von Br. Castillon statt, dem Br. Zinnendorf zu diesem Zweck die „Moeblen“ und Akten überließ.

1791 bezog unsere Andreasloge „Indissolubilis“ gemeinsam mit der zwischenzeitlich von Br. Zinnendorf gestifteten Großen Landesloge und ihren Berliner Tochterlogen sowie dem Großen Ordenskapitel „Indissolubilis“ das neue Ordenshaus in der Oranienburger Straße. Der Bau des Hauses war von Hofbaurat Br. Friedrich Becherer (der später Wortführender Meister unserer AL „Indissolubilis“ und Ordens+Meister werden sollte) geleitet worden.


Unsere Lehrart

Zusammen mit den BBr. Baumann, Starkgraff, Serre und von Assum hatte Br. von Zinnendorf sich bereits im April 1764 an die Andreasloge in Stockholm gewandt, um von dort Ritualakten zu erhalten. Weil es Br. von Zinnendorf selbst nicht möglich war, die Reise nach Stockholm zu unternehmen, entsandte er 1765 Br. Baumann nach Schweden – mit dem Auftrag, die Ritualakten der Schwedischen Großloge zu erwerben. Br. Baumann übergab nach seiner Rückkehr im September 1766 die erhaltenen Akten an Br. von Zinnendorf.

Wir wissen nicht, weshalb Br. von Zinnendorf so überzeugt war, im „Schwedischen System“ der dortigen Großloge die „wahre Freimaurerei“ zu finden. Die Vehemenz, mit der er das Ziel verfolgte, in den Besitz der dortigen Akten zu gelangen, lässt aber darauf schließen, dass er – zumindest aus seiner Sicht – gute Gründe dafür gehabt haben muss.

Obwohl somit seit 1766 im Besitz der schwedischen Akten zu den Schottischen Graden war, und obwohl er am 13. Mai 1768 durch Br. von Geusau mit der Johannisloge „Minerva“ in Potsdam die erste deutsche Johannisloge nach Schwedischem Ritus stiften ließ und er selbst am 10. August 1769 die Johannisloge „Zu den drei goldenen Schlüsseln“ in Berlin stiftete, nahm er von der Errichtung von Hochgradlogen zunächst noch Abstand, da ihm bewusst war, dass ihm dazu noch Material fehlte.

In dieser Zeit vertraute Br. Baumann, der seinerzeit seinen Tod herannahen fühlte, ihm an, dass sich in seinem (Baumanns) Besitz noch weitere Schriftstücke befänden, die er bis dahin zurückgehalten habe, darunter der Freibrief für die Errichtung eines Ordenskapitels sowie die Instruktion für den „Vicarius Salomonis“ (Ordens+Meister). Erst als diese nun ebenfalls an Br. von Zinnendorf gelangt waren, betrachtete er sich nunmehr als berechtigt, in Deutschland einen Freimaurerorden nach schwedischem Vorbild zu stiften – die Instruktion für den „Vicarius Salomonis“ enthielt die dazu notwendigen allgemeinen Vorschriften über die Ausführung der Arbeiten und organisatorische Aspekte.

Durch diesen Freibrief hatte Br. von Zinnendorf damit auch die langersehnte Möglichkeit erhalten, in Berlin eine Schottenloge zu stiften – er brauchte nun nicht mehr auf deren Konstituierung durch Stockholm zu warten, sondern besaß die Vollmacht, sie selbst zu begründen. Dieser Vollmacht bediente er sich nunmehr entschlossen und selbstbewusst.


Vorgeschichte – Br. von Zinnendorf

Die deutsche und europäische Freimaurerei bestand in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts aus einer unübersehbaren Vielfalt unterschiedlichster Lehrarten und Rituale. Insbesondere die Entwicklung der sog. „Hochgrade“ ab den 1740er Jahren hatte verschiedenste Systeme mit mystisch-religiösen, teils ritterlichen und alchemistischen Systemen hervorgebracht von denen jedes behauptete, über die „wahre Freimaurerei“ und deren Geheimnisse zu verfügen.

Viele Brüder waren mit dieser Zersplitterung, diesem „Chaos der Systeme“ unzufrieden – da sie (nicht zu Unrecht) fürchteten, hier keine wahre und essenzielle Lehre und Erkenntnis finden zu können. Einer dieser unzufriedenen Sucher war der spätere Stifter unserer Andreasloge „Indissolubilis“, Bruder Johann Wilhelm von Zinnendorf, der später auch Stifter und erster Ordens+Meister der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland/des deutschen Freimaurerordens werden sollte.

Br. von Zinnendorf hatte zuvor, im Alter von 25 Jahren, am 13 März 1757 in der Johannisloge „Philadelphia zu den drei goldenen Armen“ in seiner Vaterstadt Halle das maurische Licht erhalten, wo er noch im selben Jahr den Gesellen- und den Meistergrad erreichte. Er erhielt 1758 in Breslau die Schottischen und im Jahre 1763 in Halle die Französischen und Rosaischen Kapitelgrade. 1763 wurde er Mitglied der Loge „Zu den Drei Weltkugeln“ in Berlin und 1765/66 deren Meister vom Stuhl.

Alle diese Grade genügten jedoch seiner intensiven Suche nach Erkenntnis, nach dem „wahren Licht“, offenbar nicht. Im Oktober 1764 trat er dem System der „Strikten Observanz“ bei, einem ritterlich geprägten Hochgradsystem, dass sich als unmittelbare Fortsetzung des 1314 zerschlagenen Templerordens verstand, und dem sich auch die Loge „Zu den Drei Weltkugeln“ -wie seinerzeit die meisten deutschen Logen- angeschlossen hatte.

Br. von Zinnendorf sagte sich jedoch – offensichtlich enttäuscht – bereits 1766 wieder von der „Strikten Observanz“ los und verließ 1767 auch die Loge „Zu dem Drei Weltkugeln“ – er begab sich nun auf eigene Faust auf die Suche nach der für ihn „wahren Freimaurerei“.


Der Gründer der „Indissolubilis“ Logen

Johann Wilhelm Kellner von Zinnendorf

Auszug aus „Geschichte der Andreasloge Indissolubilis“ anlässlich ihres 150jährigen Bestehens am 22. November 1919 von Br. Ernst Neumann.

Die Stiftung der Andreasloge durch Br. Johann Wilhelm Kellner von Zinnendorf

Johann Wilhelm von Zinnendorf

Die Freimaurerei zeigte in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts in Deutschland eine große Mannigfaltigkeit und Vielgestalt von Lehrarten und Logen.

Zu den Brüdern, die mit der ihnen zugänglich gewordenen Erkenntnis nicht zufrieden waren und Besseres suchten, gehörte der Stifter der Andreasloge „Indissolubilis“ und der Großen Landesloge, Bruder Johann Wilhelm von Zinnnendorf.

 Er hatte in seinem 25. Lebensjahre, am 13 März 1757, in der Johannisloge  „Philadelphia zu den drei goldenen Armen“ in seiner Vaterstadt Halle das maurische Licht erhalten, war wegen seiner bevorstehenden baldigen Abreise des selben Tages zum Gesellen befördert und am 16. März 1757 „zur Meisterschaft des „Sehr Ehrwürdigen Ordens“ erhoben worden – wie man sich damals ausdrückte.

Br. v. Zinnendorf erhielt 1758 in Breslau die Schottischen und im Jahre 1763 zu Halle die Französischen und die Rosaischen Kapitelgrade.

Alle diese Grade genügten seinem Urteil von der Freimaurerei und seinem Begehren nach hellerem Lichte nicht. Im Oktober 1764 trat er der strikten Observanz bei, von der er sich am 16. November 1766 wieder lossagte. Er wurde übrigens 1763 Mitglied der Loge „Zu den drei Weltkugeln“. Nach der Geschichte der „3W“ war er vom Juni 1765 bis Juni 1766 deren Meister vom Stuhl. Am 6. Mai 1767 löste er sich vollständig auch von dieser Loge. So spiegelten sich in diesem Werdegang eines Einzelnen die unsteten maurischen Verhältnisse jener Zeit wider. 

Zusammen mit den Brüdern BaumannStarkgraffSerre und v. Assum wandte er sich in einem Schreiben vom 11. April 1764 an die Andreasloge in Schweden, um durch diese die notwendigen Unterlagen zu erhalten.

Nach Überwindung vieler Schwierigkeiten und weil es  v. Zinnendorf unmöglich war, die Reise nach Stockholm selbst zu unternehmen, entsandte er im folgenden Jahr den Br. Baumann nach Schweden. Br. Baumann hatte den Auftrag, die sämtlichen Ritualien der schwedischen Großloge zu erwerben und übergab nach seiner Rückkehr im September 1766 die erhaltenen Akten dem Br. v. Zinnendorf.

Dieser war somit in den Besitz der Akten der Schottischen Grade gelangt. Aber obwohl er am 13. Mai 1768 durch Br. von Geusau die Johannisloge „Minerva“ in Potsdam gründen ließ und am 10 August 1769 selber die JL. Loge „Zu den drei goldenen Schlüsseln“ in Berlin stiftete, nahm er von der Einsetzung einer Andreasloge noch Abstand.

Da vertraute Br. Baumann, der seinen Tod herannahen fühlte, am 21. November 1769 dem Br. v. Zinnendorf das Vorhandensein noch drei weiterer Schriftstücke an, die er bis dahin zurückgehalten hatte. Darunter befand sich als das wichtigste der Freibrief für die Errichtung eines Kapitels, sodann die Instruktion für den „Vicarius Salomonis“. Als diese nun dem Br. v. Zinnendorf bekannt wurden, betrachtete dieser sie mit vollem Recht als ihm zustehend. 

Die Instruktion für „Salomons Abgeordneten“ enthält allgemeine Vorschriften über Ausführung der Arbeiten, Eigenschaften der Ausführung der Arbeiten, Eigenschaften der Aufzunehmenden, Schlichtung von Zwistigkeiten, über Beförderungen und über Erhaltung der Logen.

Durch diesen Freibrief hatte Br. v. Zinnendorf die langersehnte Möglichkeit erhalten, in Berlin eine Schottenloge zu bekommen; er brauchte nun nicht mehr auf deren Konstituierung von Stockholm aus zu warten, sondern besaß die Vollmacht, sie selber zu begründen. Dieser Vollmacht bediente er sich sofort. 

Gründungsmitglieder der Schottenloge „Indissolubilis“ waren am 22. November 1769  die Brüder Johann Wilhelm von Zinnendorf, von Geusauvon MannsteinCaussidFäschvon Buttlarvon SeelCramer, von Borckvon Martinez, von der GoltzDrefahl und Labadie die sich im Hause von Zinnendorfs versammelt hatten, um mit einander vereinigt eine Andreas-Loge in Berlin auf die vorgeschriebene Weise gesetzmäßig und ordentlich aufzubauen.

„Nachdem der Bruder Johann Wilhelm von Zinnendorf vermöge seiner vollkommenen Einsichten in der K.K. und in Kraft der ihm bewohnenden Freiheiten und Gerechtsame die Andreasloge der Ordnung nach gestiftet und eröffnet hatte, so wurde ihm von den namentlich aufgeführten Brüdern Glück gewünscht.“

Der Hochleuchtende Großmeister ernannte hierauf den Bruder Lewin von Geusau, Generalmajor, zum Ersten und den Bruder Ernst Johann v. Mannstein, Oberstleutnant zum Zweiten Aufseher.

Beide Brüder wurden von ihm geschmückt, begrüßt, und es wurden ihnen von ihm ihre Stellen angewiesen. Gleiche Glückwünsche empfingen besagte zwei Brüder auch von allen anwesenden Brüdern. 

Die übrigen Beamtenstellen wurden ausgefüllt von
• Bruder Caussid als Schatzmeister
• Peter Faesch, Graveur als ZM
• Julius Treusch v. Buttlar, Generalmajor als Sekretär
• Johann Wilhelm v. Seel, Oberst als Redner.

Die Stifter der Andreas-Loge waren zur Hälfte höhere Offiziere. Wie festgestellt ist, waren sie auch die Stifter der älteren Johannislogen der Großen Landesloge; sie bildeten in ihrer Gesamtheit den zuverlässigen und tatkräftigen Stab von Br. v. Zinnendorfs Mitarbeitern. 

Eine Anzahl von ihnen war aus der Loge „Zum Diamant“ hervorgegangen, die Brüder CaussidCramer, Faesch, Drefahl waren mit Br. v. Zinnendorf und Br. Baumann bei der Stiftung der„Goldenen Schlüsseln“ vereinigt, fünf gehörten zu den Stiftern der „Minerva“. Sie haben also allesamt an der Grundlegung unserer Großloge erfolgreich mitgewirkt.

In der allgemeinen Versammlung der Schottischen Brüder am 22. November 1769 wurde, wie aus einem späteren Schreiben an die Schottischen Brüder in Potsdam vom 14. Dezember 1770 hervorgeht, u.a. die Beitragspflicht geregelt. Dieses Schreiben unterzeichnet „Capitaine Marconnay, Secretaire“ und trägt das gut erhaltene Logensiegel der „Indissolubilis“ in der noch heute gebräuchlichen Ausführung.

Am Stiftungstage wurde festgesetzt, dass am 30. November das Andreasfest gefeiert werden solle. 

Nach Überwindung mannigfachen Schwierigkeiten hatte Br. v. Zinnendorf somit aufgrund  seines unbeirrten Festhaltens an dem einmal für richtig Erkannten und kraft seiner Liebe und Begeisterung für die K.K. die erste Schottische Loge nach schwedischer Lehrart auf deutschem Boden ins Leben gerufen und damit ein Werk geschaffen, das einer glänzenden Entwicklung entgegenzugehen und für die Ausbreitung der Andreasmaurerei innerhalb der Großen Landesloge von grundlegender Bedeutung zu werden berufen war.

Es ist nun an uns, das von Bruder v. Zinnendorf Geschaffene rein und unverfälscht zu verbreiten und zu erhalten.


Das Ordenshaus Berlin

Das denkmalgeschützte Haus: Villa Heydenreich

  • Bauzeit 1914 – 1916
  • Bauherr Adolf Heydenreich
  • Dinklage, Paulus, Lilloe Architekturbüro
  • Bauausführung Carl Bäsell (Baugeschäft)
  • Umbau 2018 – 2021 

  • Bauherr Große Landesloge von Deutschland (GLL)

  • Martin Weißer + Partner Architekt Ingenieur PartGmbB

  • Mit dem Denkmalschutz abgestimmt wurde von 2018 bis 2022 die Villa denkmalgerecht renoviert, dabei Brandschutz, Sanitär- und Elektro­installationen erneuert.

2019 ersetzte der solitäre, mit einem verglasten Gang verbundene Saal den 1975 zunächst erbauten Gartensaals. 

1968 erfolgten Um- und Anbauten für die Nutzung durch die Große Landesloge der Freimaurer. Hierbei blieb der originale Grundriss im Wesentlichen und teilweise auch die Ausstattung erhalten, so dass das hohe Niveau der bauzeitlichen Wohnkultur immer noch spürbar ist.

1965 erwarb die Große Landesloge das Haus und Grundstück von den Hotelbesitzern.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus Heydenreich zunächst als Gästehaus und dann als Parkhotel Berlin-Dahlem genutzt. Zuvor wurde das Haus durch die Familie Heydenreich vermietet.

Die Familie des Bauherren nutzte das Haus bis 1932 selbst. Mit seiner Familie kehrte er 1910 nach Berlin zurück und gab das Anwesen in Auftrag. Zuvor war der Kaufmann und Kaffeeplantagenbesitzer Adolf Heydenreich war Teilhaber der auf Modewaren spezialisierten Firma Heydenreich Gebrüder sowie Kommanditist eines in Sao Paolo, Brasilien ansässigen Bekleidungshauses.

Heutige Nutzung

  • Ordenshaus der Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland e.V.  |  Freimaurerorden
  • Sitz der Vereinigten Großlogen von Deutschland
  • Wirkungsstätte von Freimaurerlogen
  • Lehr- und Bildungsstätte (KISS Akademie / Feldenkrais)
  • Kongresse, Firmenevents, Kulturveranstaltungen, Bankette, Hochzeit- und Familienfeiern
  • Set für Filmproduktionen (Cloud Atlas, In 80 Tagen um die Welt, Tatort, …  uvm.)
  • Gastronomie „Villa Heydenreich“